Vereinsflagge der Wikinger
Wesermarathon

start

vereinsleben :: unser revier :: wanderrudern :: hinkommen :: sponsoren/links :: impressum/rechtliches

Traunsee
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011
Hamburg 2011

 

 

 
zurück

Von der Alm an die Elbe

Besuch aus Österreich

   

Christoph Mayer, unsere Kreativzentrale hatte diesen Frühling wieder einmal eine Idee. Er bildete sich eine Wanderfahrt in Hamburg ein. Also Hamburg, davon hat man ja schon gehört. Nachts auf der Reeperbahn singt Hans Albers, Käpt´n Iglo entspricht der Vorstellung die man von Hamburger Eingeborenen so hat. Aber Wanderfahrt und Rudern, wie sollte das funktionieren? Vorweg gesagt: Christoph unser Reiseleiter ist eine Koryphäe der Planung. Ihn nur überschwänglich zu loben wäre schon eine Herabwürdigung seiner tatsächlichen Leistung. Um Ihnen, liebe Leser, dasselbe Gefühl maßloser Verblüffung zu vermitteln das uns Mitreisenden immer wieder überwältigte, möchte ich aber bei meiner Erzählung schön einen Fuß vor den Anderen setzen. Also begonnen hat alles am Welser Bahnhof Gleis 5 um 10 am Abend. In der einen Hand die Zahnbürste, in der anderen ein Ruderdress, so standen wir ein wenig verloren am Bahnhof herum. Wir hatten saubere Hände, und unsere Lieblingshosen waren nicht Opfer einer M10-Schraube geworden. Mit einem Satz, wir hatten keine Boote aufgeladen und auch sonst kein Rudermaterial eingepackt. Wir, das waren 2x Christoph, Christian (Himbeer Toni), Gregor, Georg, Klaus, Roland (Lackschuh Ralle) und Wolfgang. Sobald wir den Zug betreten und unsere Liegezellen bezogen hatten machten wir uns an das Auspacken der Jause. Angeblich kann man ja Flüssigkeiten nicht komprimieren, allerdings wer von euch Physikgenies kann mir dann die große Anzahl Bierdosen die in einem derart kleinen Rucksack Platz haben erklären? Eben. Ähnlich verhält es sich übrigens mit acht grobschlächtigen Ruderern. Im Freien sind sie nicht klein zu kriegen, aber in einen Standard Liegewagen der ÖBB lassen sie sich schichten wie die Ölsardinen. Wobei natürlich komprimiertes Bier als Sedativum sehr nützlich ist. Das Prinzip eines Nachtzuges ist übrigens so einfach wirkungsvoll. Abends steigt man in der Heimat in einen Waggon, morgens erwacht man mit einem Frühstück inmitten einer Metropole. Man hat dann noch ca. 5 Minuten Zeit um festzustellen dass Metropolen mehr als einen Bahnhof haben und man nicht weiß wo sich genau sich das Hotel befindet.

Unser Ziel in Hamburg war der Ruderverein "Die Wikinger", die als bodenständige Wanderruderer bekannt sind. Der Ruderverein "Die Wikinger" war leicht zu erreichen. Genau zwischen zwei Schnellbahnstationen konnte man am Horizont gerade noch eine Tankstelle erkennen. Genau dort mussten wir hin. Als Wassersportler waren wir nicht gewohnt so weite Strecken zu Fuß zu bewältigen. Hat jemand auch jemals z.B. Walrosse auf dem Jakobsweg entdeckt? Eben nicht. Kaum beim Bootshaus der Wikinger angekommen, zeigte ein erster Blick in die Bootshalle uns rasch, dass wir von den gewohnten kohlefaserverstärkten schlanken Rennboten verabschieden mussten. Breite, auch für Angeltouren geeignete Boote waren hier die Regel. Erst waren wir leicht überheblich noch zu Spott geneigt, aber das sollte sich rasch ändern. Immerhin war die Mannschaftsbildung einfach. Die angeblich schwereren Ruderer durften den stabileren Vierer nehmen.

Unser Ansprechpartner bei den Wikinger war Ulrich. Ulrich ist kein Mann großer Worte und würde sich niemals selbst ins Rampenlicht manövrieren. Drum wollen wir hier das für Ihn übernehmen. Denn Ulrich hat uns nicht nur durch die gefährlichen Gewässer Hamburgs gelotst (Zitat: "Wenn ich euch gesagt hätte das ich mich auch gefürchtet habe hätte das auch niemand etwas gebracht"), sondern er hat auch auf unsere Gesundheit geachtet und uns mit Tee und frischen Gemüse versorgt damit wir nicht nur Fleisch und Bier zu uns nehmen konnten. Außerdem hat er uns allerlei unartiges Verhalten großzügig vergeben und Gnade vor Recht ergehen lassen. Danke an dieser Stelle noch einmal.

Zur Einführung in das Ruderrevier muss man sich an einige wichtige Fakten gewöhnen. In Hamburg ist man dank hanseatischer Bescheidenheit gewohnt die Dinge eher groß zu halten als zu klein. So hat man in Hamburg gleich 2 Elben, wo der Rest der Welt nur eine hat. Die Süderelbe und die Norderelbe. Dazu kommt, dass der Fluss auch über 2 Fließrichtungen verfügt anstelle von der gewohnten einen. Dadurch können die Hamburger Ruderer auch eine Stromfahrt machen und trotzdem immer bequem mit der Strömung reisen und nie dagegen. Das erklärt auch die sagenhaften Kilometerleistungen die hier erreicht werden. Die Ursache für dieses Phänomen nennt sich "Tide". Für den Laien bedeutet dies, dass der Mond mal das Wasser in die Stadt rein saugt, und eine anderes mal wieder raus läßt. Dadurch wechselt auch der Wasserstand erheblich um ca. 4 Meter pro Tide. Der Nachteil bei der Angelegenheit ist, dass z.B. der Ruderverein bei niedrigem Wasserstand mit dem Boot nicht erreicht werden kann. Bei hohem Wasserstand kann man die Fahrt dafür bequem vom Umkleideraum aus starten. Die Zeiten, denen die Tide gehorcht verschließen sich dem Binnenbewohner. Es gibt dafür keine fixen Zeiten wie in einem Fahrplan. Die Einheimischen verwenden zum feststellen günstiger Gewässer und Winde ein in Plattdeutsch verfasstes kleines Büchlein voll magischer Zahlen. Vorweg gesagt, fragen ist einfacher als selber zu rechnen. Wer also nicht erst gegen die Strömung fahren möchte um dann stundenlang im Schlick gefangen sein, der nimmt besser Kontakt zu einheimischen Ruderern auf. Dies empfiehlt sich insbesondere auch deshalb, weil Hamburg von einem Netz von Kanälen und Häfen durchzogen ist, die alle durch gut versteckte Schleusen verbunden sind. Ohne Ortskenntnisse ist ein Vorankommen hier sehr zeitaufwändig.

Unsere erste Ausfahrt (Donnerstag): Veddel - Müggenburger Zollhafen - Spreehafen - Reiherstieg - RC Süderelbe - Abstecher Harburger Binnenhafen (Überwinterungshafen) - Süderelbe - Waltershofer Hafen - Norderelbe - Speicherstadt - Oberhafen - Billhafen -Veddel.

Ein wenig Elbe rauf, dann in einem Hafen rein und durch eine Schleuse Richtung Süderelbe. Dort landeten wir beim RC Süderelbe der über ein äußerst stattliches Bootshaus verfügt seit eine Springflut das alte weggeschwemmt hat. Aber viel wichtiger, gleich dahinter gibt es ein kleines Wirtshaus bei dem man sich mit Pferdewurst und Bier stärken kann. Hier gilt eine direkte Proportion wie wir Mathematiker zu sagen pflegen. Je mehr Bier und Pferdewurst, desto mehr Kraft. Danach machten wir einen Abstecher in den Überwinterungshafen. Da kein Winter herrschte waren nur wenige der sonst dort verfügbaren Prachtjachten zu sehen. Danach fuhren wir in den Waltershofer Hafen, einen Containerterminal. Dort kamen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Die Containerschiffe sind aus der Nähe betrachtet noch um ein Vieles größer als wie wir angenommen hatten. Das Gefühl wenn man mit einer Nussschale (Wir erinnern uns, die Boote schienen uns zu groß!) an einem dieser Stahlgiganten vorbeirudert ist unbeschreiblich. Aber damit noch nicht genug. Wir verließen den Hafen Richtung Norderelbe und da hatte sich alles versammelt was Rang und Namen hatte. Riesige Frachtschiffe, flache Binnenfrachter, Ausflugsschiffe mit johlenden Touristen und als Sahnehäubchen noch betrunkene Motorbootkapitäne die kreuz und quer herumfuhren. Die Wellen hier heißen Wogen (Hamburger Bescheidenheit) und wären wir nicht mir Wurst und Bier gut abgefüllt gewesen, wir hätten Todesängste ausgestanden. So aber kamen wir auf den Geschmack. Mit dem Boot über die Brecher zu springen und die eiskalte Gischt am eigenen Leibe zu erfahren ist ein ganz besonderes Erlebnis. Um nicht auf dem Grund der Norderelbe zu landen beschlossen wir schließlich in die Speicherstadt abzubiegen. Dort konnten uns die Hochseegiganten nicht mehr folgen uns so war das Wasser ruhiger. Und schon wieder mussten wir Staunen. Unsere Kinnladen waren schon ganz ausgeleiert. Mit dem Ruderboot durch die dunklen Schluchten der ehrwürdigen Speicherstadt. Dass muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Von dort retteten wir uns mit letzter Kraft zurück zum Ruderverein "Die Wikinger". Umnebelt von wohliger Erschöpfung speisten wir noch bei Omas Waschküche und erkundeten die sündigen Meilen der Hafenmetropole. Natürlich widerstanden wir den dort verfügbaren Versuchungen ohne mit der Wimper zu zucken.

Unsere 2. Ausfahrt (Freitag):Veddel - Billhafen (Brandshofer Schleuse) - Billerundfahrt - Tiefstack-Kanal (Schleuse Tiefstack) - Billwerder Bucht - Veddel

Am nächsten Morgen um ca. 10 Uhr war uns die Tide hold gesonnen und wir wagten die Reise zur Bille. Dies ist ein schmaler Nebenfluss der Elbe, der dank Schleuse vor der Willkür der Tide geschützt ist. Dort, im Amazonas Hamburgs schmiegen sich Schrebergärten an Industriebauten und der Fluss wird manchmal so schmal, dass gerade das Boot samt Ruder durch passt. Auch naturbelassene Waldstücke und viele Wasservögle bewohnen diesen Teil Hamburgs. Der Tag war von Ruhe gekennzeichnet und damit im krassen Gegensatz zu den permanenten Erlebnissen des Vortages. Wir rasteten zu Mittag bei einem der vielen Hamburger Rudervereine, die behaupten Peter Michael Kolbe sei hier Mitglied gewesen. Am Abend, wie durch ein Wunder schon wieder erschöpft, erreichten wir mit letzter Kraft den schützenden Ruderverein.

Unsere 3. Ausfahrt (Samstag): Veddel - Speicherstadt - Jungernstieg - Binnen Alster - Außenalster - Langer Zug - Museum der Arbeit - Stadtparksee - Schwanenwik (Hamburger Kanu-Club) - Und Zurück

Wieder ging es durch die Speicherstadt, diesmal auf Tuchfühlung mit den kecken Ausflugsschiffen. Wie üblich winkten und fotografierten uns die Touristen während unseres Todeskampfes gegen die Wellen. Sie meinten wohl unsere Hilferufe seien Ruderergrüße, und unser panisches Gefuchtel sei freundliches Winken. So unterschiedlich können Weltbilder sein. Dann wieder einmal ein kleines Schleuschen und plötzlich waren wir mit den Boot am Hauptplatz Hamburgs direkt vor dem Rathaus. In welcher Stadt geht das noch? Dahinter öffnete sich von weitem die Binnenalster. Ein See mitten in Hamburg. Den haben wir rasch überquert um dann in der Außenalster zu landen. Normalerweise befindet man sich als Ruderer am unteren Ende der Nahrungskette. Schifffahrt, Motorboote und Angler fordern rücksichtslos ihren Platz auf den Gewässern. Anders auf der Außenalster. Dort befinden sich doch tatsächlich Wassergefährte deren Insassen vor Ehrfurcht erzittern wenn sie einen Doppelvierer im Renntempo erspähen: die Freizeitboote. Anfangs haben wir uns noch schüchtern an diese neue Machtposition angenähert. Ein kleiner Spritzer mit dem Ruder da oder dort, vorlautes Grüßen in österreichischem Idiom. Später dann begannen wir mit Steigerungen und Starts in engen Passagen und badeten in den anerkennenden Angstschreien der Freizeitbootbesatzungen. Als Krönung entführten wir holde Damen von Tretbooten unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Ganz im Sinne der ruhmreichen Tradition der nordländischen Barbaren, die als Erfinder des Rudersports gelten. Die abschließende Fahrt auf der von Wogen umtobten Norderelbe nützten wir noch für ein unglaubliches Experiment. Wir hängten uns ordentlich in die Riemen und erreichten trotz mannshoher Wellen die unglaubliche GPS-vermessene Geschwindigkeit von 20 km/h. Selbstverständlich machten wir dabei meterweite Sprünge über die Wellen und der Fahrwind riss uns die Kleider vom Leib. Wieder beim Ruderverein angelangt zeigte sich danach auch unser guter Charakter. Voller Bescheidenheit und mit nur geringem Hohn berichteten wir der anderen 4er Mannschaft von unserer Leistung. Am Abend wieder einmal der ewige Trott: Essen (gut), Trinken (viel), dann ab ins Bett.

Unsere 4. Ausfahrt (Sonntag): Ruderclub Bergedorf - Dove Elbe bis Regattastrecke und zurück.

Morgens am Sonntag kann man in Hamburg noch einen Besuch des Fischmarktes empfehlen. Das ist wirklich sehenswert, aber Sonntagmorgen ist eben auch nicht jedermanns Sache.

Vom Ruderclub über die wunderschöne und ruhige Dove-Elbe zur Regattastrecke. Einer von uns hatte hier schon einmal ein Erlebnis. Dritter bei der U23 WM 1999 durch Christoph Uhl. 2011 wollte er es noch einmal wissen und forderte den Vierer heraus. Harte 200 Meter wurde um jeden Schlag gerungen. Aber wieder war für Christoph kein Sieg möglich. Auf den letzten Metern hatte der Vierer den längeren Atem. Was für ein Rennen! Gleichzeitig auch der Abschluss ein paar wunderbarer und wie sagt man so schön unvergesslicher Tage in Hamburg.

Georg, Ruderverein Linz


zurück