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Hamburg_2022
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In Hamburg bei den Wikingern

   

Für die diesjährige Jugendwanderfahrt entschied ich mich wegen der jährlichen Abenteuersteigerung für Hamburg. Natürlich darf man den eigentlichen Gedanken nicht außer acht lassen: den Besuch bei McBoat. Was als Highlight der sieben Tage geplant war, stellte sich leider im Vergleich zum Rest als kleine Enttäuschung heraus. Aber dazu später mehr.

Die unheimliche Anzahl an Ruderklubs in Hamburg stellte mich bei der Planung vor die fast unlösbare Aufgabe der Quartierfindung. Alle möglichen Ruderklubs, die ich in Betracht zog, lagen an ungünstigen Stellen, sodass man von dort die anderen interessanten Orte nur sehr schwer innerhalb eines Tages mit Hin- und Rückfahrt erreichen konnte. Da ich ganz HAMBURG erleben wollte und nicht 5 Tage die Alster oder Bille schrubben wollte, entdeckte ich den zentralsten Ruderklub im Herzen von Hamburg, ,,Die Wikinger´´, mitten im Hafengebiet. Zwei Anrufe später kam die Planung voll ins Rollen. Dabei halfen mir sehr tatkräftig Ulrich von den Wikingern und seine Lebensgefährtin Katrin von den Wilhelmsburgern, die sich mächtig ins Zeug legten, um uns eine erlebnisreiche Zeit zu bieten.

Nach der Ankunft in Hamburg, ließen wir unseren Anhänger im Wendehammer der Wikinger stehen, machten uns mit dem Bus auf in Richtung Maritimes Museum und parkten dort in einer der vielen Tiefgaragen für eine horrende Summe... Jedoch sparten wir viel Geld, weil Ulrich noch einen Bericht gefunden hatte, welcher Mitgliedern des DRV einen ermäßigten Eintritt für 7 Euro anstatt 15 Euro bzw. 11 Euro gewährte. So verbrachten wir einen ziemlich langen und spannenden Tag im Museum mit vielen bewundernswerten Exponaten.

Am Dienstag starteten wir um 10:00 Uhr mit den E-Booten der Wikinger zu einer Hafenrundfahrt. Bei dieser steuerten uns Rüdiger und Thomas als ortskundige Obleute. Aufgrund der Tide fiel unsere erste Erkundungsfahrt etwas kürzer aus, was sie jedoch keineswegs langweilig machte. Zunächst fuhren wir in Richtung Spreehafen, wo jede Menge illegale Hausboote liegen und bei Niedrigwasser eine gigantische Schlickbank zum Vorschein kommt, welche durch die Sonne sehr schwer zu erkennen ist. Dadurch ist es notwendig, innerhalb der Betonnung zu fahren, um ein Auflaufen zu verhindern. Denn ist dies einmal passiert, kann man wegen des tiefen Schlicks und der gefährlichen Gegenstände darin nicht aussteigen und muss 6 Stunden auf die Flut warten. Eine Schleusung und wenige Kilometer später landeten wir im Hamburger Vorhafen. Dort lag ein etwa 400m langes Containerschiff der Cosco Shipping Rederei vertäut. Welch ein beeindruckender Anblick ist das,wenn man 50m entfernt daran vorbeifährt! Wenige hundert Meter weiter drehten wir am Ende dieses Hafenbeckens in der Elbströmung wieder um, wodurch wir auch noch einen Blick in die Blohm + Voss Docks erhaschen konnten. Auch suchten sich einige Barkassen den Weg durch das Wasser an uns vorbei, welche aufgrund ihrer unberechenbaren Fahrweise und der verursachten Wellen die Hafenfahrt noch spannender gestalteten. Nach diesem beeindruckenden Ausflug machten wir auf dem Rückweg Pause im Travehafen auf den dort liegenden, mit Kohle befüllten Leichtern. Auch einige ausrangierte Leichter lagen ein wenig weiter hinten. Bei diesen standen teilweise die Luken zu den vorderen Räumen offen und man konnte einen Blick in das Innere riskieren.

Am Abend machten wir (Jojo, Jakob, Tim und ich) mit Ulrich als unseren Steuermann und privaten Tourguide noch einen Abstecher mit der Stadt Duisburg in die Speicherstadt. Begleitet wurden wir von einem zusätzlichen Gastboot der Wikinger. Die Speicherstadt erreichten wir über den Oberhafenkanal und fuhren so die verschiedenen Sehenswürdigkeiten, wie das Maritime Museum und das Miniaturwunderland ab. Auch das Nikolaifleet mit den ältesten Gebäuden Hamburgs besuchten wir. Über den Zollkanal erreichten wir letztendlich den Traditionsschiffhafen, wo wir die dortigen Schiffe bestaunten und die Elbphilharmonie fotografierten. Am Wasserschloss, dem wohl mit begehrtesten Fotoobjekt, machten wir noch etwas Blödsinn, nachdem sich die Steuerfrau im E-Boot der Wikinger darüber aufregte, dass Platz 1 ihres Bootes die Skulls losgelassen hatte. So mussten wir verständlicherweise erst einmal zeigen, dass einem im Boot auch bei wildem Hin- und Herwackeln nichts passiert. Auf dem Rückweg übergab Jojo seine Kamera an das Boot der Wikinger, wodurch das Bild mit der Stadt Duisburg vor der Elbphilharmonie entstand.

Am Mittwoch ging es dann schon früh raus, weil wir aufgrund des Tidenhubes vor dem nächsten Niedrigwasser um 18:00 Uhr am Steg der Wikinger sein mussten. Dabei hatten wir viel vor, denn heute sollte es in die Bille zum McBoat gehen. Wir "liehen" uns also die beiden Schleusenkarten der Wikinger und machten uns auf in Richtung Tiefstack-Schleuse. Nach der Schleuse fuhren wir bis zum Ende des Kanals und bogen dort nach Steuerbord in Richtung Südost ab. Diesem Abschnitt folgten wir bis zur A1 Brücke, denn dort ging es nicht mehr weiter. Nicht weiter ausführen möchte ich die diversen Wasserschlachten und die Entwendung des Steuers der Donau auf dem Weg dorthin. Da ich den Bericht schreibe: Wir haben gesiegt! Der Tag war sehr heiß, sodass wir die Abkühlung deutlich nötig hatten. Gegen Mittag erreichten wir dann den Steg vom McBoat. Dieser war für Sportboote konzipiert, weshalb wir leichte Probleme beim Aussteigen hatten. Der Anleger war nichts anderes als ein Steg, dessen Treppe zu einem McDonalds führte. Das System, dass das Essen wie bei einem McDrive zum Steg gebracht wird, war leider mittlerweile nicht mehr aktuell, weshalb wir uns dies nach einer telefonischen Bestellung selbst abholen mussten. Der Mülleimer am Steg quoll schon über und es gab keine ausreichenden Schattenplätze. McBoat ist also nicht zu empfehlen. Sehr enttäuschend! Auf dem Rückweg verfuhren wir uns aufgrund eines Fehlers meinerseits und erreichten daher den nächsten Ruderklub für unsere Schwimmpause etwas später. Nach einer etwas längeren Pause im Schatten, ging es ab zur Schleuse um pünktlich um 17:40Uhr wieder am Steg zu sein, bevor die Ebbe den Steg der Wikinger erreicht hat. Übrigens ist es ein seltsames Gefühl, wenn man in einer Schleuse in beiden Richtungen nach unten schleust.

Den Donnerstag verbrachten wir auf der Alster in einem geliehenen 6er Schellenbacher. Das Boot war in Leichtbauweise ausgeführt, sodass wir mit unserer starken Mannschaft ordentlich durch die Kanäle brettern konnten und dem ein oder anderem Paddler einen Schrecken einjagten. Wir kamen bis zur Schleuse, wo gerade ein Kanutour-Eventverleih seine Boote hineinließ. Diese Leute waren jedoch ein wenig speziell, donnerten in unser Boot und unterbrachen damit unsere wohl verdiente Pause. Wir ergriffen schlagartig die Flucht, damit unser Boot keinen Schaden erlitt. Die Pause wurde so auf den Ruderklub Teichwiesen verlegt. Als wir dort auf einer Bank vor dem Steg saßen, trudelten die ersten Kanufahrer ein. Ein Mädchen beobachtete ich dabei, wie sie auf einen Schwan zupaddelte, um diesem mit dem Paddel eins überzubraten. Gegen Ende unserer Erkundungstour der Alster aßen wir noch ein Eis im Mühlenkampkanal. Dort hat ein Cafe ein Fenster zum Kanal, an welchem eine Klingel angebracht ist. Wenn man da schellt, bekommt man sein Essen nach der Bestellung ins Boot gereicht. Eine super Sache! Dieses wurde uns von Katrin empfohlen, welche uns auch die Tour herausgesucht hatte.

Am Abend, als wir alle wieder zum Ruderklub zurückgekehrt waren, machten sich ein Boot der Wikinger und die Stadt Duisburg mit Franz, Jakob, Ulrich und mir mit einem Gast von den Wilhelmsburgern auf eine große Erkundungsfahrt durch die Häfen. So fuhren wir an der Peking, einem alten Lastensegler im Hansahafen, vorbei, wo neben diesem auch noch viele weitere Museumschiffe liegen. Auch die Seelenverkäuferschiffe der Grimaldi Lines liegen hier, um Autos und Container für die dritte Welt an Bord zu nehmen. Die beste Erfahrung dieser Tour, war für mich jedoch der Besuch in der Norderwerft. Ulrich fuhr bis auf wenige Meter an die Trockendocks heran, worin sich die riesigen Kolosse zur Wartung befanden. Auch ein Truppenversorger der Marine lag hier in solch einem. Er erzählte von der immer geringeren Notwendigkeit dieser Werften und das sich die kleinen hauptsächlich durch die ortsansässigen Auftragsgeber noch halten können. So muss beispielsweise der Schwimmsteg der Wikinger alle paar Jahre mal in die Werft zur Wartung und Instandsetzung. Ein weiteres Highlight war die Querung der Elbe in Richtung Speicherstadt, welche wir auch noch einmal abfahren wollten. Zu unserem großen Glück war zu diesem Zeitpunkt kein einziges Schiff auf der Elbe, weshalb wir mitten darauf anhalten konnten, um den Moment und die Aussicht zu genießen. Auch ein Foto vor der Elbphilharmonie konnten wir noch schießen. Nach einer Runde durch die Speicherstadt fuhren wir dann mit der Flut wieder Elbaufwärts in Richtung Ruderklub. Dabei betrachteten wir noch einige vor Anker liegende Schiffe in der Flussmitte und Ulrich erzählte uns noch etwas zu einem als Konzertschiff umgebauten Hochseetrawler der DDR, die MS Stubnitz, an welcher wir gerade vorbeifuhren, welche seit 2013 in Hamburg liegt, nachdem ihr die Anlegeerlaubnis im Rostocker Hafen wegen Sicherheitsbedenken entzogen wurde.

Am Freitag fuhren wir mal wieder alleine. Mittlerweile waren Lenja, Hannah und Jojo wegen Anschlussterminen abgereist. Wir machten uns auf in die Dove- und Goseelbe, fuhren durch die Schleuse, wo wir noch die von Ulrich prophezeiten Spuckmuscheln sahen und dann durften wir den windigsten Tag in Hamburg erleben, was das Befahren des dortigen Sees zu einer Tortur machte. Deshalb freuten wir uns sehr, als wir nach einigen Kilometern endlich unsere Pause an einem Kanuverleih mit kleinem Steg, aber dafür unentgeltlich machen durften. Immerhin war es an diesem Tag nicht mehr so brüllend heiß, was mir ziemliche Freude bereitete. Nach unserer Rückkehr half ich den Wikingern beim Aufbauen ihres Zeltes für die darauffolgende Sternfahrt am Samstag, was uns dort Freigetränke und Essen bescherte.

Den Rudertag am Samstag starteten wir um 10:00 Uhr bei den Wilhelmsburgern. Diese nahmen auch an der Sternfahrt zu den Wikingern teil. Dort liehen wir uns einen schicken C-Line 5er (ähnlich wie die Haniel) mit neuen Concept 2 Skulls mit Comp Blättern zum Ausprobieren. Nach einer kurzen Einweisung und ein paar Tipps zum Rudergebiet reparierte ich noch kurz unser Steuer und dann starteten wir auch schon. Nach einer Linkskurve und etwas mehr als einem Kilometer erreichten wir die Ernst-August-Schleuse und fuhren dann nach Backbord in Richtung Hansahafen, wo wir noch einmal die Schlepper am Kai und die Peking bewunderten. Die Nordelbe ging es dann nach oben in Richtung Steg der Wikinger. Dort angekommen legten wir unser Boot und die der Kameraden auf die Wiese neben dem Verein. Bei Bratwurst, Kuchen und etwas zu trinken machten wir so eine Pause bei unserem Nachtquartier und begutachteten das wilde Treiben, was mit dem auf einem Landeswanderrudertreffen vergleichbar zu sein schien. Auf der Rückfahrt zu den Wilhelmsburgern fuhren wir noch durch den Müggenburger Kanal. Dort ansässig ist die Aurubis AG, eine der größten Kupferhütten Europas. Mal eine willkommene Abwechslung, nach all den Tagen im Grünen etwas Industrie zu sehen! Nach dem kleinen Mittagessen bei den Wikingern fehlte uns noch an ein Abendessen und so wollten wir der Empfehlung von Ulrich nachgehen und uns etwas in der Veddeler Fischgaststätte genehmigen. Diese hatte leider genau an diesem Tag ihre Betriebsferien gestartet, sodass wir kurzerhand auf einen Grill Imbiss nebenan auswichen. Dies sollte sich wenig später als Fehler herausstellen, denn nachdem wir den Laden betreten hatten, kamen 4 Männer klischeehaften Aussehens mit Messern am Gürtel bekleidet in den Laden und beäugten uns argwöhnisch. Lange Rede kurzer Sinn... das Essen konnte man nicht als solches bezeichnen und wir wurden glücklicherweise nicht abgestochen.

Am Sonnag verluden wir nur noch die Boote und machten uns dann auf den Heimweg. Abschließend kann ich nur sagen: Eine sehr ereignisreiche Tour und mit viel Abstand die beste, auf der ich je war! Hamburg ist mit seiner Tide ein sehr spezielles Ruderrevier, macht es dadurch aber gleichzeitig unheimlich interessant. Es kommt aus diesem Grund oft vor, dass man sowohl mit der Strömung vom Steg weg, als auch mit dieser wieder zum Steg hin treibt, oder natürlich umgekehrt, wenn man es vergeigt. Vor allem die unheimlich großen Schiffe, die Barkassen und die Fähren sowie die vielen Sehenswürdigkeiten machen den Besuch vom Wasser aus zu einem wirklichen Erlebnis. Generell kann man sagen, dass die Leute in Niedersachsen und Hamburg einfach Klasse sind. So nette und hilfsbereite Menschen habe ich sonst noch nirgendwo erlebt. Ich werde deshalb gerne hierhin zurückkehren und das begonnene Abenteuer fortsetzen.

Hinrich Kludig, HRK Germania


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