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Vierwaldstättersee rund

Die Urschweiz auf dem Wasser

   

2015 traf ich auf einer Rudertour in Lettland einige Schweizer Ruderkameraden vom Vierwaldstättersee. Was sie von ihrem Ruderrevier erzählten und was ich schon von dieser Gegend wusste, machte es immer verlockender, einmal eine Tour dorthin zu wagen. Auch wenn die hohen Schweizer Lebenshaltungskosten die normalen Wikinger-Fahrtenbudgets sprengen würden, das besondere Erlebnis und die Unterstützung durch unsere Ruderkameraden sollte die Fahrt lohnend und möglich machen.

Sehr schnell fanden sich sieben Wikinger, nämlich Katrin und Stefan M., Martin, Ulrich B., Ulrich R., Waltraut und ich und Eva Maria von den Hanseaten, die auch schon in Lettland dabei war. Dazu machten Richi und Kurt vom Flüelener Ruderclub einen so verlockenden und sorgfältig ausgearbeiteten Fahrtenplan, dass unsere Fahrt in die Urschweiz nicht mehr aufgehalten werden konnte. Tatsächlich sind ja die Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden rund um den Vierwaldstättersee die Urkantone der Schweiz.

1. Sonnabend, 18. Juni: Auf zur Thairose in Uri

Nach nächtlichem Aufstehen und frühem Flug nach Zürich fanden wir uns zur besten zweiten Frühstückszeit in Zürich auf einem Morgenbummel an der Limmat, dem Ausfluss des Zürichsees. Das zweite Frühstück auf der Terrasse direkt am Fluss war recht gut, aber nichts Besonderes, bis auf den Preis. Der hat uns dann doch umgehauen, trotz unserer Vorahnungen. Nachmittags, nach mehr oder weniger ausgiebigen Stadtbesichtigungen und einer angenehmen Bahnfahrt trudelten dann alle in Flüelen ein, schon am Bahnhof begrüßt von unseren Ruderkameraden. Und auf ging es zum Gasthaus Rose, mittlerweile Thairose genannt und von einer sehr freundlichen und fröhlichen Thailänderin bewirtschaftet. Die Globalisierung ist eben nicht aufzuhalten.

Flüelen ist ein gemütlicher Ort, zwischen See und Bergwand geschmiegt. Trotz der Hauptverkehrslinien, sowohl Eisenbahn als auch Straße, ist es erstaunlich ruhig.

In den nächsten Tagen betreuen uns Lisa, Kurt, Richi, Toni, Heinz und weitere Ruderkameraden so perfekt, dass wir uns um kaum etwas anderes kümmern müssen, als ums Rudern. Und natürlich um das Aufnehmen und Genießen dieser überwältigenden Landschaft aus See und Bergen. Jeden Tag rudern zwei Flüelener mit, so dass wir mit zwei kompletten Vierern unterwegs sind und keine Orientierungsprobleme haben.

2. Sonntag, 19. Juni: Erste Rundfahrt auf dem Urner Fjord

Morgens treffen wir uns mit unseren Freunden vom Ruderclub Flüelen und auf geht es zur ersten Tour auf dem Vierwaldstättersee. Es regnet zwar und die Wolken hängen tief, aber der Urnersee, der südlichste Teil des Vierwaldstättersees, überwältigt uns: zu beiden Seiten des Sees steigen die Bergwände hunderte von Metern steil an, Wolken treiben daran lang, nach Norden verschwimmt das Wasser in der Ferne, ich komme mir vor, wie auf einem norwegischen Fjord. Wir fahren über das Mündungsdelta der Reuss, die vom Gotthard kommend jede Menge Kies in den See schwemmt, im Bogen am Westufer bis nach Bauen. Dann geht es hinüber zur Tellsplatte, dazu später noch mehr, und am Ostufer wieder zurück zum Bootshaus.

3. Montag, 20. Juni: Von Flüelen zur Rotschuo

Heute soll die Seeumrundung beginnen. Bei Sonnenschein und ruhigem Wetter rudern wir am Westufer entlang, an der Rütliwiese und dem Schillerstein bei dem kleinen Ort Selisberg vorbei, um eine weit in den See vorspringende Landzunge herum zum Gasthaus Treib. Hier gibt es erst mal einen schönen Kaffee in der urigen Gaststube. Dann geht es weiter über Neuseeland, ein Uferstreifen, wo wir am flachen Strand anlegen und die Sonne genießen, bis nach Buochs. Hier soll der See teilweise über 200 m tief sein. Am Nordrand der Bucht fahren wir jetzt unserem Ziel für heute entgegen, zur Jugendherberge Rotschuo. Dazu müssen wir den See einmal überqueren, was aber gefahrlos ist, da hier der See auf weniger als einen Kilometer eingeengt ist. Das Anlanden und Bootebergen bei der Rotschuo ist etwas kompliziert, aber mit unseren erfahrenen Schweizer Ruderern finden wir die richtige Stelle.

4. Dienstag, 21. Juni: Auf nach Küssnacht und dann nach Luzern

Der nächste Tag beginnt mit trübem Wetter. Wir rudern nun durch die gestern überquerte Seeenge und es tut sich ein weiterer großer (Teil-) See vor uns auf, allerdings bei dem diesigen Wetter kaum in seiner Größe abzuschätzen. Wir rudern an Vitznau und Weggis vorbei in den Küssnachter See. Am Ende dieser Bucht liegt Küssnacht. Allmählich bessert sich das Wetter und als wir auf Luzern zurudern sehen wir achteraus den Rigi, der mit seinen fast 1800 m die Umgebung majestätisch überragt. Wir landen beim Seeclub Luzern, schon von Heinz, unserem Luzerner Ruderkameraden, erwartet. Das Backpackers Luzern, wo wir nun zwei Tage übernachten, ist gleich nebenan.

Luzern ist eine schöne, sehr internationale Stadt. Auf einem ersten abendlichen Rundgang über die gedeckten Brücken und die malerische Altstadt an der Reuss stolpern Maria und ich in der Hofkirche in ein Harfenkonzert, ein unerwarteter Genuss an diesem Abend.

5. Mittwoch, 22. Juni: Unter brennender Sonne auf den Pilatus

Der Hausberg der Luzerner ist der Pilatus, immerhin ca. 2060 m hoch, von der Stadt aus also mehr als 1600 Höhenmeter. Da wollten wir natürlich rauf. Zunächst per Bahn bis Alpnachstad am Alpnacher See und dann bergauf mit der Pilatusbahn, der steilsten Zahnradbahn der Welt, bis auf halbe Höhe in Ämsigen. Die restliche 700 Höhenmeter kletterten wir erstaunlich zügig in brennender Sonne hinauf. Aber immerhin lag an vielen Stellen noch Schnee, kurz vor dem Ziel sogar so viel, dass ein Schneefeld zu überqueren war. Der Ausblick dann von der Terrasse war atemberaubend. Der ganze Vierwaldstättersee und gefühlt alle Schweizer Berge lagen unter uns. Zurück ging es per Seilbahn auf der Nordseite des Pilatus und dann das letzte Stück mit dem Bus.

6. Donnerstag, 23. Juni: Wieder zur Rotschuo, auf der anderen Seite

Heute machen wir uns auf den Rückweg. Zunächst geht es am Westufer an Hergiswil vorbei immer näher an den Pilatus heran. Bei Stanstad biegen wir direkt Richtung Westen unter einer Brücke hindurch in den Alpnacher See ein. Wie fahren bis fast zur Talstation der Zahnradbahn, mit der wir gestern gefahren sind, kreuzen den Mündungsbereich der Sarner Aa und landen kurz nach Verlassen des Sees beim Strandbad Stanstad. Hier ist erst mal eine längere Pause angesagt, denn es ist Mittagszeit und die Hitze setzt uns doch ziemlich zu.

Wir bleiben für die weitere Fahrt dicht unter Land, das sich rechts von uns mit steilen Waldhängen bis auf 1100 m zum Bürgenstock emporzieht. Ab und zu kommen ein paar kühlere Luftzüge von dort herunter. Nun noch die Enge zum Gersauer Becken durchfahren und da liegt auch schon links voraus wieder die Rotschuo. Nach diesem heißen Tag nehme ich gern das erste Bad im Vierwaldstättersee.

7. Freitag, 24. Juni: Zurück auf Anfang, der Wind treibt uns in den Urnersee

Heute haben wir wieder bestes Ruderwetter, wenig Wind und viel Sonne. In Brunnen legen wir an und genießen den Mittag auf der Seeterrasse des Waldstätterhofes, eines gediegenen Traditionshotels, und schauen einem der schönen Vierwaldstättersee-Dampfer nach. Ein kurzer Ausflug zum Schweizermesser-Museum im Ortskern muss natürlich sein, aber dann drängen unsere Freunde zum Aufbruch, denn bei der augenblicklichen Wetterlage ist ab Mittag mit auffrischendem Wind aus Norden zu rechnen. Eigentlich ist das ja ganz schön, treibt uns der Wind doch vor sich her in den Urnersee hinein. Aber die Wellen sind steil und werden schnell höher, so dass wir jeden sich bietenden Uferschutz zur Windabdeckung nutzen, um nicht zu viel Wasser ins Boot zu bekommen. Schon fast wieder zurück in Flüelen machen wir noch eine kurze Pause bei Toni, der uns von seinem Steg aus jedem ein Glas Wein einschenkt. Dann neu beschwingt noch ein paar Kilometer gefahren und die große Vierwaldstättersee-Rundfahrt ist beendet. Eine wundervolle Fahrt, die dank der sicheren Führung durch unsere Schweizer Freunde ein reiner Genuss war.

8. Freitag, 24. Juni: Ein kulturelle Höhepunkt

Der Nachmittag ist ja noch lang nach dieser schnellen Fahrt in den Urnersee hinein. Daher wandern wir auf schmalem Weg, immer auf und ab, den See links unter uns hin zur Tellskapelle an der Tellsplatte. Hier erwartet uns eine überraschende Aufgabe: Wir führen Schillers Wilhelm Tell auf. Kurt und Lisa geben jedem ein Stück Text, wir lesen und proben kurz und dann geht es los. Trotz, oder vielleicht wegen der überfallartigen Kurzinszenierung bringen wir ein munteres Theaterstück auf die Tellsplatte, so dass zufällig vorbeikommende Spaziergänger ergriffen stehen bleiben. Man sieht, Kurt und Lisa sind nicht umsonst Lehrer.

9. Sonnabend, 25. Juni: Wandern und Sennerleben auf dem Urner Boden

Der letzte Tag am Vierwaldstättersee soll Wandertag werden. Leider regnet es heute, aber Richi meint, dass es im Urner Boden vielleicht besseres Wetter gibt. Und so fährt er uns im Kleinbus in abenteuerlichen Serpentinen das Schächental hoch, über den Klausenpass auf fast 2000 m Höhe noch ein Stück weiter wieder ein Stück hinab auf die Alp Urner Boden, die größte Alp der Schweiz. Hier kennt Richi eine Familie, die handwerkliche Käserei betreibt. Die fröhliche Sennerin zeigt uns im Detail, wie das vor sich geht, und wir dürfen auch den sehr wohlschmeckenden Käse kosten.

Da es zumindest nicht mehr regnet, machen wir noch eine kleine Wanderung in der Nähe der Passhöhe, schlittern über Schneefelder und erreichen schließlich einen kleinen Weiler. Hier gibt es etwas zu trinken und sehr gute Sahnekaramellen. Allmählich hüllen die Wolken uns ein und lassen die mächtige Schweizer Flagge, die über dem Weiler weht, fast verschwinden. Im feuchten Nebel eilen wir zurück zu unserem Bus.

Der Abend klingt aus mit einem gemeinsamen Esssen, zu dem uns unsere Schweizer Freunde eingeladen haben.

10. Sonntag, 26. Juni: Zürich auf den zweiten Blick

Unser Flug geht erst am Abend, und so haben wir noch mehr als einen halben Tag, um Zürich anzusehen. Da wir nun mal auf das Wasser fixiert sind, konnten wir einer Rundfahrt auf dem nördlichen Zürichsee nicht widerstehen. Wir entdecken dann individuell diverse Fleckchen der Altstadt. So kam ich zum alten Botanischen Garten, der auf einer der ehemaligen Befestigungsbollwerke liegt. Ein sehr ruhiger Ort in der lauten Stadt mit einem Kräutergärtchen auf der Kuppe, das an den großen Schweizer Gelehrten Conrad Gesner aus dem 16. Jahrhundert erinnert.

Dies war ein wundervoller Ruderurlaub, den uns insbesondere unsere Flüelener und Luzerner Ruderfreunde zu einem so unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Wir danken Richi und seiner Frau, Kurt, Lisa, Toni und Heinz von ganzem Herzen und freuen uns auf ein Wiedersehen in Hamburg

Rüdiger Schmidt


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