Vereinsflagge der Wikinger
Wesermarathon

start

vereinsleben :: unser revier :: wanderrudern :: hinkommen :: sponsoren/links :: impressum/rechtliches

Elbe
Elbe
Elbe
Elbe
Elbe
Elbe
Elbe
Elbe
Elbe
Elbe
Elbe
Elbe

 

 

 
zurück

Mit Frigga nach Cuxhaven

Der letzte Teil der Elbe-Tour

   

Angefangen hat unsere große Elbe-Tour ja vor sechs Wochen in Königgrätz in Tschechien. Mit zwei Booten und sechs Ruderern ging es bis Dresden. Egon berichtet darüber in seinem Beitrag.

Dresdener Ruderkameraden, Teilnehmer an der Ruder-Bundesliga, brachten die Boote dann zwei Wochen später auf ihrem Hänger nach Hamburg an die Außenalster. Überall waren Teams dabei, ihre Rennachter zusammenzubauen, als sechs Wikinger ihre schweren Wanderboote durch das Gewusel aufs Wasser brachten. Eine wunderschöne kurze Fahrt über die sonnige Alster und Elbe, dann war dieser Teil der Elbe-Tour endlich abgeschlossen.

Aber es steht ja noch der letzte Teil der Elbe-Tour aus, der anspruchsvollste, von Hamburg flussabwärts bis Cuxhaven. Es ist mittlerweile die letzte Septemberwoche, die Tage sind recht kurz, und es ist nichts mehr übrig vom warmen Sommerwetter, es ist windig, kühl und regnerisch.

Eine Zweiermannschaft lässt sich davon nicht schrecken: Ulrich der Wikinger, Thomas der Hanseat, der unsere Boote schon nach Königgrätz gebracht hatte, und Rüdiger der Berichterstatter treffen sich morgens um 7:15 Uhr im Bootshaus und um 8 Uhr sind wir mit der Frigga, unserem neuesten Boot, auf dem Wasser. Heute geht es nach Stadersand, fast 40 km, aber alles bekanntes Gewässer. Feuchtigkeit von oben und unten, richtig munter wird es, als wir bei Blankenese die Elbe Richtung Mühlenberger Loch kreuzen. Die Wellen brechen sich vor und neben uns, und einiges kommt auch herein. Wir entscheiden uns für die Weiterfahrt auf der Hahnöfer Binnenelbe. Die Wellen sind zwar kleiner, aber der Wind kommt direkt von vorn. Irgendwann haben wir Lühesand mit seinen riesigen Hochspannungsmasten passiert, aber die Fahrt will einfach kein Ende nehmen. Endlich passieren wir das alte Atomkraftwerk Stade, und da ist die Einfahrt in die Schwinge, hinein und wir sind windgeschützt. Wir haben fast eine Stunde länger gebraucht als geplant, der Wind hatte den Effekt des Ebbstromes fast aufgehoben. Die Kanuten vom Kanuverein Stade nehmen uns sehr gastfreundlich auf. Den größten Teil des Nachmittags verbringen wir im nahegelegenen Café Elbblick Stadersand, bis wir bei Hochwasser endlich die Boote über den nur Kajak-geeigneten Steg an Land bringen können.

Am nächsten Tag klingelt der Wecker schon vor sechs Uhr und um kurz vor acht sind wir auf dem Wasser, um die ablaufende Tide voll zu nutzen. Vorbei am Industriegebiet Bützfleth auf der Linken und Pagensand auf der Rechten, dann zwischen linkem Elbufer und Schwarztonnensand kämpfen wir uns weiter stromab bei Regen und etwas nachlassendem Wind. Die Fährstrecke Glückstadt - Wischhafen ist so dicht befahren, dass wir eine Fähre abwarten, bevor wir die Strecke kreuzen. Dann querab der Störmündung, auf der Brammer Bank sehen wir alte Bekannte: Eine Horde Seehunde wälzt sich ins Wasser und schwimmt heran, um uns genauer zu betrachten. Hier haben wir schon mehrfach in den letzten Jahren Seehundsgruppen getroffen. Die Elbe wird immer breiter, aber auf unserem (linken) Ufer erstreckt sich ein Wattstreifen, der bei weiter ablaufendem Wasser auch immer breiter wird. Der Steuermann weiß nicht so richtig, wo er sich halten soll.

Da taucht ein Kirchturm über dem grünen Land auf, das müsste Freiburg sein. Wo ist nun die Einfahrt in den Hafenpriel? Nach der Karte liegt davor eine sehr lange Sandbank, hier scheint sie aufzutauchen und dahinter ist auch die Fahrrinne ausgeprickt. Wir sind jetzt querab und wollen versuchen noch über die Bank zu rutschen. Aber schon hängen wir fest. Also raus aus dem Boot und getreidelt, d.h. mühsam gezogen und geschoben. Aber da kommt unerwartete Hilfe: Thomas ruft "Achtung, Tsunami!" und plötzlich ist das Wasser völlig weg. Dann kommt die Welle, hebt das Boot, steigt über die Knie, ganz schnell hineingesprungen, und schon sind wir in der Fahrrinne. Wir sehen noch das Containerschiff weit draußen mit hoher Geschwindigkeit Richtung Hamburg rauschen. Und dann geht es los, fast zwei km den schmalen Hafenpriel gegen den Ebbstrom hinauf. Eine echte Plackerei, die ich mitfühlend auf dem Steuerplatz verbringe. Endlich erreichen wir den kleinen Hafen und legen am Seglersteg an. Die Super-Schnitzel beim Schlachter sind eine gute Stärkung, die mich selbst die nassen Füße vergessen lassen.

Auch am Donnerstag müssen wir mitten in der Nacht aufstehen, Hochwasser ist um halb acht, und da sind wir auch tatsächlich auf dem Wasser. Der Himmel ist immer noch trübe, doch kaum haben wir die offene Elbe erreicht, bricht die Sonne durch. Weit dehnt sich der mächtige Fluss nach Nordwesten, ganz weit vorn ist Brunsbüttel mit seinen Industrien und der Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal zu erahnen. Der Wind kommt heute aus Nordost und der Ebbstrom zieht uns kräftig voran. Schon liegt das Osteriff auf Backbord, hier wollten wir eigentlich noch mal anlegen, aber dann müssten wir ein Stück gegen den Strom. Schon sind wir vorbei. Einige Kilometer weiter, die Elbe weitet sich auf fast zehn km Breite, müsste auf Backbord bald die Medem-Mündung erscheinen. Die ist so unscheinbar, dass wir sie erst erkennen, als wir schon einige hundert Meter weiter sind. Also heißt es, kräftig gegen den Strom zu rudern. Endlich sind wir in der Mündung vor der Schleuse zum Hadelner Kanal. Durch einen Tunnel unter dem Deich geht es in die geräumige Schleusenkammer und dann noch mal zehn Minuten gegen den Wind zum Bootshaus der Ruderabteilung des Otterndorfer Sportvereins.

Wie schon an den vorherigen Tagen haben wir den ganzen Nachmittag Zeit für Aktivitäten an Land. Aber heute scheint die Sonne und wir haben einen schönen Spätsommertag, so dass wir uns auf einen längeren Erkundungsgang nach Otterndorf und auch noch an den Strand machen. Im Dunkel geht es auf dem Deich zurück zum Bootshaus.

Freitag morgens haben wir Zeit. Wir wollen nach Cuxhaven, ca. 15 km und dann mit auflaufendem Wasser wieder zurück. Um 11 Uhr sind wir in der Schleuse. Der Schleusenwärter: "Wann wollt Ihr zurück sein? Halb vier? Aber nicht später, sonst schleusen wir nicht mehr." Bei ruhigem und wolkigem Wetter und sind wir auf der Elbe. Wir fühlen uns fast wie auf dem Meer, Wasser und Himmel berühren sich im Norden und Westen. Die Ebbströmung ist jetzt bei halber Tide gewaltig, an den Buhnenköpfen fahren wir durch richtige Stromschnellen. Und schon nach weniger als eineinhalb Stunden sind wir in Cuxhaven. Wir steuern das letzte Hafenbecken vor der Kugelbake an. Da wird der Himmel ganz schwarz, und als wir am Seglersteg aussteigen, fängt es an zu schütten. Wir retten uns in ein kleines Hafenrestaurant. Um 1 Uhr sollte Niedrigwasser sein, dann wollen wir eigentlich mit auflaufendem Wasser zurückfahren. Aber auch um halb zwei scheint das Wasser noch abzulaufen. Doch nun hilft alles nichts, wir müssen aufs Wasser. Erst nach 2 Uhr, wir arbeiten uns langsam an den Cuxhavener Häfen vor, steht das Wasser und fängt an, aufzulaufen. Die Sonne kommt heraus und wir rudern das erste Mal in T-Shirts. Doch die Flutströmung bleibt schwach, wir brauchen viel länger für den Rückweg. Vor der Schleuse angekommen, merken wir, dass das Wasser schon recht hoch gestiegen ist, und das bei der schwachen Strömung. Wir kommen noch in die Schleuse und merken nun, dass die Warnung von vorhin nicht unbegründet war: Das Schleusenbecken ist kurz vor dem Überlaufen, später hätten wir wirklich nicht ankommen dürfen.

Die Otterndorfer wollen morgen an der Jugendregatta in Allermöhe teilnehmen und bieten an, unser Boot mitzunehmen. Mit einigen Verrenkungen haben wir unser Boot mit seinen großen Abdeckungen tatsächlich noch zusätzlich auf dem Hänger verstaut. Schon sind wir auf dem Weg zum Bahnhof und fahren gemütlich mit dem Metronom nach Hamburg.

Am Sonnabend treffen wir uns kurz nach Mittag wieder auf dem Regattagelände, und alles ist tatsächlich heil angekommen. In einer kleinen Pause des Regattagewusels bringen wir unser Boot zu Wasser und rudern bei schönem Sonnenschein das letzte Stück zurück zum Bootshaus.

Trotz des zumeist recht ungemütlichen Wetters war es eine gute Tour. Die Weite und Veränderlichkeit der Unterelbe mit ihren schwebenden Inseln, ihren Wattflächen und den großen Schiffen übt einen ganz besonderen Reiz aus.

Rüdiger Schmidt


zurück